Zu hoher Wildverbiss in Unterfrankens Wäldern
Jäger zentrale Partner für klimastabile Wälder

Fichte mit verbissenem Haupttrieb

Foto: Stefan Schaffner

Nach Veröffentlichung der bayernweiten Ergebnisse der Forstlichen Gutachten zur Situation der Waldverjüngung weisen die vier unterfränkischen Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) Bad Neustadt a.d.Saale, Karlstadt, Kitzingen-Würzburg und Schweinfurt gemeinsam auf vielerorts zu hohe Wildschäden in Unterfrankens Wäldern hin.

Jede zehnte Hegegemeinschaft, in der mehrere Jagdreviere zusammengeschlossen sind, zeigt deutlich zu hohe Verbissschäden durch Reh- und Rotwild. In sechs von zehn Hegegemeinschaften ist die Verbissbelastung zu hoch und in nicht einmal jeder dritten Hegegemeinschaft für die Waldverjüngung tragbar. Vor sechs Jahren waren die Verbissschäden noch in jeder zweiten Hegegemeinschaft tragbar oder sogar günstig gewesen. Besonders hoch ist die Verbissbelastung, in den waldärmeren Gäulandschaften. Etwas besser stellt sich die Situation in den waldreicheren Teilen Unterfrankens wie Spessart, Rhön oder Haßberge dar.

Negativem Trend jetzt entgegenwirken

Den negativen Trend sehen die unterfränkischen ÄELF vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Klimakrise mit großer Besorgnis. Unterfranken ist der Hotspot des Klimawandels in Bayern. Unterfrankens Wälder haben seit dem Jahr 2018 massiv unter Hitze und Trockenheit gelitten. Die Fichte ist vielerorts ein Auslaufmodell, die eigentlich als trockenheitstolerant bekannte Kiefer leidet unter steigenden Temperaturextremen und selbst die in Unterfranken weit verbreitete, das natürliche Waldkleid prägende Rotbuche stößt bereits auf erheblicher Fläche an ihre Grenzen. Das hat zur Folge, dass die Waldbesitzer den Umbau ihrer Wälder hin zu klimastabilen Wäldern mit vielen verschiedenen klimatoleranten Baumarten deutlich beschleunigen müssen. 

Dies kann jedoch nur funktionieren, wenn Jägerinnen und Jäger für angepasste Reh- und Rotwildbestände sorgen und so ihren wichtigen Beitrag als Partner beim Waldumbau leisten. Nach den jagdgesetzlichen Vorgaben muss Naturverjüngung grundsätzlich ohne Schutzmaßnahmen möglich sein. Naturverjüngung ist eine neue Waldgeneration, die aus Samen der Altbäume entsteht. Im Vergleich zu anderen Regionen Bayerns hat Unterfranken den großen Vorteil, dass in den Wäldern bereits ein großes natürliches Samenpotenzial klimastabiler Baumarten wie z. B. der Eiche, örtlich aber auch Kirsche und Elsbeere vorhanden ist. Allerdings sind Knospen und frische Triebe dieser Baumarten für das Wild besonders wohlschmeckend, so dass sie bevorzugt verbissen werden. Und auch Pflanzungen sollten möglichst ohne teure und oft unwirksame Schutzmaßnahmen wie Zäunungen oder Wuchshüllen aufwachsen können. 

Gemeinsam gegen den Klimawandel

Waldbesitzer, Förster und Jäger stehen damit gemeinsam vor Herausforderungen einer neuen Dimension und zeitlichen Dringlichkeit. Entscheidend für Verbesserungen der Wald-Wild-Situation in Unterfrankens Wäldern sehen die vier unterfränkischen ÄELF die in wenigen Monaten anstehende Abschussplanung für Reh- und Rotwild. Hier haben die Jagdgenossenschaften und insbesondere die Waldbesitzer zusammen mit den Jägerinnen und Jägern Gelegenheit, die Weichen für tragbare Wildbestände in den kommenden Jahren zu stellen. Als wesentliche Informationsgrundlage für die Beteiligten haben die Förster der ÄELF die Waldverjüngungs- und Wildverbisssituation für alle Hegegemeinschaften in sogenannten Forstlichen Gutachten fachlich dargestellt. Häufig werden diese Informationen zusätzlich in ergänzenden Revierweisen Aussagen für die Situation im einzelnen Jagdrevier konkretisiert. Die unterfränkischen Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hoffen, sich dann in drei Jahren zusammen mit Waldbesitzern und Jägern über einen deutlich geringeren Wildverbiss und bessere Chancen für zukunftsfähige Wälder in Unterfranken freuen zu können. 

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